Der Chaos Computer Club in Frankfurt entwickelte eine tvOS Anwendung, welche die Vorträge von dem Portal media.ccc.de auf das Apple TV bringen sollte. Apple verweigerte die Veröffentlichung und nahm Anstoß an den Inhalten.
Eine vom CCC (einigen Mitgliedern des Chaos Computer Club Frankfurt) erstellte Apple-TV-App zur Anzeige von CCC-Vorträgen darf nicht auf der Plattform erscheinen. Nach Ansicht von Apple verstößt die App gegen die Entwickler-Bedingungen – weil sie Zugang zu Inhalten ermögliche, die dem Konzern missfallen: Apple moniert, dass man sich über die CCC-TV App öffentlich gehaltene Vorträge anschauen kann, die sich unter anderem mit Sicherheitslücken in der weit verbreiteten Bluetooth-Technik beschäftigen – oder Hilfestellung dabei geben, einen so genannten „Jailbreak“ durchzuführen, das Öffnen von Apple-Geräten für nicht vom Konzern geprüfte Anwendungen. Die von Apple kritisierten Vorträge sind alle legal über die Seite media.ccc.de abrufbar und können auch über die Apple-TV-Youtube-App abgerufen werden – die vom Apple-Konzern nicht bemängelt wird.
Der Chaos Computer Club ist Europas größte Hackervereinigung und ein Treffpunkt für vielfältig interessierte Menschen aus der ganzen Welt. Man trifft sich vor Allem in kleinen Zusammenkünften, aber auch auf großen Konferenzen. Es wird gebastelt, ausprobiert und getüftelt. Technische Schranken werden beseitigt, Neues gebaut und Altes zerlegt.
Es wird diskutiert und politisiert. Bei allen Aktivitäten stehen jedoch Kommunikation und Austausch im Vordergrund. Seit vielen Jahren kreiert der Chaos Computer Club Videos, die viele der Vorträge dokumentieren.
Mitglieder des Frankfurter Chaos Computer Club (http://www.ccc-ffm.de nahmen sich einem Projekt an, dass die Inhalte des Portals media.ccc.de auf eine einfache und unterhaltsame Weise einem breiten Publikum zur Verfügung stellen sollte. Die Vorträge behandeln Themen aus Technik, Kunst, Kultur und Politik.
Zwar sind alle Videos online im Internet verfügbar, jedoch wollte der CCC-FFM diese auf eine besonders leichte Art zur Verfügung stellen. Kris Simon bezeichnet das Projekt als “das Netflix vom CCC” und bezieht sich dabei auf die leichte Zugänglichkeit der Inhalte.
Die Anwendung war rechtzeitig fertig und wurde in den Review-Prozess bei Apple eingereicht. Nach 7 Tagen kam die Meldung, das die App abgelehnt wurde.
Apple bezieht sich bei der Ablehnung auf die “Program License Agreement PLA 3.2(e)” und weigert sich die App in das Programm aufzunehmen, da die Inhalte Informationen über das Hacken von Apple’s Betriebsystem beinhaltet.
Im Review Prozess fand Apple Anstoß an den Folgenden Inhalten:
Hardware attacks: hacking chips on the (very) cheap
Bluetooth Hacking – The State of The Art
Hacking Medical Devices
Gamehacking & Reverse Engineering
Crypto-Hacking Export restrictions
Jailbreak: eine Einführung
Social Engineering und Industriespionage
$kernel->infect(): Creating a cryptovirus for Symfony2 apps
Das Projekt steht als OpenSource-Variante auf GitHub und kann mittels der Programmier-IDE Xcode selbst installiert werden. https://github.com/aus-der-Technik/CCC-TV
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sich einES ProjektES annehmen. Genitiv. Danke! (kannste löschen den comment 😉
Es gibt wohl keinen Grund darüber irgendwie überrascht zu sein. Das ist der Weg wie Software/Apps heute verbreitet werden oder auch nicht.
Gerade im Fall von Apple gibt es nicht den geringsten Grund zur Empörung. Es ist weder neu noch irgendwie überraschend, dass Apple so vorgeht. Wer Apple-Produkte kauft, weiß eben was er bekommt.
Mal völlig davon abgesehen, dass Peter hier nur berichtet und sich weder überrascht, noch empört gezeigt hat:
Nein, viele wissen eben nicht, was sie bekommen – weil sie nämlich nicht sehen, was sie nicht bekommen!
Ja, klar, rechtlich gesehen hat Apple Hausrecht – aber man wird wohl noch genauso darauf aufmerksam machen dürfen.
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„des Chaos Computer Clubs“. Anscheinend besteht hier ein gravierendes Genitiv-Problem. 😉 Ansonsten: Netreaper? Ist das dieser Netreaper von Twitter?
dann könnte man ja evtl. mal den 403er abstellen unter der connect-url für das tvOS app. derzeit gibts da nur einen 403 Forbidden / nginx/1.2.1 …dann baut man sich das teil eben selber mit Xcode. wirklich überraschen tut das natürlich niemanden dass jemand wie apple das ablehnt. dass die congress apps der vergangenen jahre überhaupt durchgekommen sind fand ich schon amüsant. text lesen die reviewer wohl nicht so gern wie sie video gucken. LOL. the right to freespeech endet bei ami-buden halt beim geschäft. war eh klar!
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„nahmen sich eines Projektes an, das…“ keine Konjunktion, daher nur ein s.
Warum gibt es überhaupt so eine App? Ich dachte immer wir hätten in den 1990ger Jahren durch das sogenannte „World Wide Web“ den Bedarf nach spezieller Software zum Anzeigen von bestimmten Inhalten überwunden. Wir sind ja nicht mehr in der Zeit der „Multimedia CDs“.
Wäre es denn nicht sinnvoller darauf zu drängen, dass dieses Gerät einen Agenten für dieses „World Wide Web“ bekommt, in der Fachsprache auch Browser genannt, um den Zugriff auf die sowieso schon vorhandenen Videoangebote des CCCs zu ermöglichen?
Warum es so eine App gibt? Weil einige fähige Leute den Zugang zu den Inhalten des CCC verbessern möchten. Deshalb gibt es die App.
Was viele Nerds allerdings partout nicht wahrhaben wollen ist, dass die Benutzbarkeit einer Lösung und das Bereitstellen von einem Zugang zu Material auch damit zu tun hat auf verschiedenen Kanälen präsent zu sein.
Es nunmal sehr komfortabel, wenn man Videoinhalte auf einem genau dafür gedachten und gebauten Gerät wiedergeben kann. Dieser Komfort setzt die Schwelle herab, sich mit den Inhalten zu beschäftigen, sie werden einfacher zugänglich und noch viel wichtiger, sie erreichen auch andere Gruppen von Menschen. Menschen wie z.B. Eltern und Verwandte, die keine einzige CCC-TV Content Delivery Network URL aus dem Kopf hersagen können.
Andere Gruppen zu erreichen und damit einem Bildungsauftrag nachzukommen ist ein Ziel, das in der Vereinssatzung des CCC festgelegt ist. Ich zitiere mal die Satzung:
Ich finde das einen löblichen Einsatz und die App ist auch super gelungen. Dass wird Konzernen die in Deutschland Geld verdienen wollen, keine deutschen Regeln vorschreiben, das ist das Vergehen, das zu so komischem Verhalten eines US-Konzerns führt.
Handlungsbedarf besteht hier bei der Reglementierung für die Geschäfte von Apple und anderen großen Konzernen, die de facto die Gatekeeper für digitale Inhalte geworden sind.
Es ist mit dieser Aktion gut gelungen, auf die gefährliche Methode der zentralistischen Software-Verteilung namens „AppStore“ aufmerksam zu machen, die, wie sich bereits mehrfach gezeigt hat, der vollkommenen Willkür eines Konzerns unterliegt. Wer hier „Zensur“ schreit, hat den Begriff nicht verstanden – das hier ist schlimmer als Zensur, eine unbeeinflussbare Machtinstanz reguliert die Verbreitung von Software und Wissen, was selbstverständlich auch die totale Entmündigung des Konsumenten beinhaltet, der sogar mit der von ihm bezahlten Hardware nicht machen darf, was er will – das ist die totale Techno-Diktatur, Apple ist ein autoritäres Regime der Konsumwelt.
Vielleicht kann dieser Vorfall auch den letzten am Stockholm-Syndrom leidenden Apple-Kunden zum ernsthaften nachdenken bringen (zumindest die technisch begabten, die ja durchaus intelligent sein müssten), ob das Modell „Totale Konzerndiktatur“ der richtige Weg in die Zukunft ist. Ein Boykott von Apple-Produkten ist ja das absolute Minimum und wird von jedem ernsthaften CCC Mitglied bereits praktiziert, aber der Aufbau von Alternativen muss noch viel intensiver betrieben werden, von der Geräte-Hardware bis zur Infrastruktur.
Auch wenn man auf CCC Veranstaltungen immer noch viel zu viele peinliche Apfel-Logos sieht – besonders schmerzhaft, wenn die hemmungslose Bewerbung dieses autoritären Konzerns auf der Bühne für alle sichtbar geschieht – wer bezahlt das eigentlich? – ist es doch gut, dass der Verein sich nicht auf ein „Mimimi-die-wollen-unsere-App-nicht“- Gejammer beschränkt sondern diese Gelegenheit nutzt, um auf die grundlegend antidemokratischen Strömungen in der konzerngesteuerten Software-Welt zu verweisen und das Aufzeigen von Alternativen in den Vordergrund stellt.
Wir sind heute zum Glück viel weiter als vor 20 Jahren – es gibt sehr gut funktionierende freie Software und es gibt auch immer mehr Projekte, die freie Hardware umsetzen, nicht zu vergessen die Bemühungen, auch freie Infrastruktur zu schaffen – diese Projekte brauchen aber unsere Unterstützung, und zwar sehr viel mehr als bisher!
Meine Bitte daher an alle Mitdenker: Lasst uns alle Kräfte auf den Fortschritt dieser Projekte konzentrieren, die es ermöglichen, freie Software auf freier Hardware in freier Infrastruktur zu benutzen – diese Projekte brauchen sehr viel Energie und Kreativität, sie sind von historischer Bedeutung und enormer Wichtigkeit. Hört bitte auf, Apps für proprietäre Systeme zu schreiben, es sei denn Ihr braucht das Geld ganz dringend zum Überleben und es geht gerade nicht anders, aber verschwendet nicht Eure Freizeit damit. Und hört bitte auf, diese Produkte zu kaufen und zu bewerben, indem Ihr mit ihnen das Blickfeld Eurer Mitmenschen verpestet und damit den autoritären Durchmarsch der Konzerne auch noch zu unterstützen.
Ach ja, nochwas: na klar ist Apple über das US Chamber of Commerce ganz gross dabei im TTIP Lobbying und arbeitet damit aktiv an der Zerstörung der (leider noch viel zu schwachen) demokratischen Grundlagen unseres sozialen Gemeinwesens.
Danke für die Aufmerksamkeit.
Nächstes Jahr ist „Linux on the Desktop“- Jahr.
inkl. Hurd.
Als ob es nur die Möglichkeit gäbe, Programme über den Appstore zu installieren B-/
Also meiner Meinung sollte mal ein App-Entwickler da klagen. Klar wollen die das nicht. Aber wenn Apple das nicht in den eigenen Shop aufnehmen wollen, dann müssen sie dem Entwickler wenigstens die Möglichkeit geben seinen Nutzern die Wahl eines eigenen App-Stores anzubieten. Ende mit dem App-Monopol.
Da muss es doch genug Verstöße im Wettbewerbsrecht, Verbraucherschutz und an den Grundrechten geben. Und da der CCC in vielen Fällen auch Aufklärung betreibt, fällt das ganz sicherlich auch unter Zensur.
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Und dann sieht man in Videos von z.B. dem CCC Jahresrückblick fast ausschliesslich Applegeräte… Entbehrt nicht einer gewissen Doppelmoral.
Warum den das? Man kann ja die Produkte mögen ohne das sie einen zurück mögen. Ist wie mit den kleinen blonden damals aus der 6c
auf denen dann meist kein Mac OS X läuft. Normale Desktop-PCs und Notebooks sind ja auch erstmal „nur“ für Windows gedacht.
Ich hab übrigens ein Thinkpad. Böses Lenovo, früher böses IBM 😉
Mit Dualboot. Also auch: Böses Microsoft (und KDE .. ist fast genauso schlimm zu benutzen).
cu, w0lf.
Hat dies auf Demystifikation rebloggt und kommentierte:
Platzhalter für die Grafik, die ich posten will.
Warum schon aufgeben? Ich würde weitermachen: eine Blacklist mit den geahndeten Videos erstellen und das Resultat als „v2.0“ publizieren. – Vorgeschobenen Hindernisse entfernen um Grenzen prüfen ist ein bewährtes Vorgehen. Ab einem gewissen Punkt müsste die Software formell ja wieder Apple-Konform sein.
– Viel Gück
Findest du das politisch nicht auch fragwürdig?
Ich hätte auch vorgeschlagen, ein wenig Selbstzensur zu üben und die App so in den AppStore einzustellen, dass die von Apple bemängelten Videos nicht darin aufgerufen werden können. Auch wenn das ein unangenehmes Gefühl produziert.
Denn die App soll dazu dienen, es Nutzern und Normalmenschen möglichst einfach zu machen, die CCC-Videos zu schauen. Und Normalmenschen dürften von ein paar hundert Videos in der App mehr haben als von gar keiner App.
Natürlich sollten in der App Hinweise stehe a la: 172 von 186 Videos verfügbar. Wenn Sie weitere CCC-Videos anschauen wollen, nutzen Sie dafür Ihren Webbrowser auf media.ccc.de.
Direkte Kritik an Apple und die Hinweise auf die Zensur in der App wird Apple vermutlich nicht veröffentlichen.
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